Geschichte des Bäckerhandwerks

Die Geschichte des Bäckerhandwerkes in Oldenburg

Das Bäckerhandwerk ist das älteste, das sich in Oldenburg urkundlich nachweisen lässt. Schon im Jahre 1362 erteilte ihnen der mittelalterliche Stadtrat das Recht, eine Zunft oder – wie es damals in Oldenburg hieß – ein „Amt“ zu gründen und sich damit für ihren Berufszweig eine eigene Ordnung zu geben. Vier Jahrhunderte kannte man in der Stadt nur Grob- und Weißbrotbäcker. Ein Konfektbäcker, d.h. ein Konditor, wurde erst 1759 in Oldenburg privilegiert.

Vom Wandergesellen zur ersten Backstube

Die Geschichte der Bäckerei Jürgens lässt sich bis in das 19. Jahrhundert zurück verfolgen.

1899 lässt sich der aus dem friesländischen Driefel (Zetel) stammende Bäcker- und Müllermeister Johann Dietrich Jürgens in Hatterwüsting (Gem. Hatten) nieder. Nach Lehre und Wanderschaft betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Adeline, geb. Claußen, (aus Wüsting, Gem. Hude) eine Mühle und Hofbäckerei mit angeschlossenem Kolonialwarenladen.

Es wird frisches Korn vermahlen und zu Grobbrot (Schwarzbrot) und Kleingebäck verbacken.

Auch bringen die Einwohner der umliegenden Ortschaften ihr vorgefertigtes Gebäck zum abbacken auf den Hof in Hatterwüsting.

1910 erbaut Johann Diedrich Jürgens eine Bäckerei, einen Motormühlenbetrieb und eine kleine alkoholfreie Wirtschaft (das spätere „Kaffeehaus Streek“) ganz in der Nähe des Bahnhofs von Sandkrug. Bis Anfang der 20er Jahre wird in Sandkrug frisches Brot und Gebäck produziert.

1922 wird das Anwesen verkauft und in Wardenburg (am heutigen Firmenstandort) ein Grundstück erworben.

Die Bäckerei am heutigen Firmensitz

An der Huntestraße in Wardenburg entsteht eine fortschrittliche Dampfmüllerei mit angeschlossener Bäckerei und Kolonialwarenhandel. Gemeinsam mit seinem Sohn Adolf (Müllermeister) und dessen Ehefrau Olga führt Johann Diedrich Jürgens den Betrieb.

Im Tausch gegen Getreide wird täglich frisches Schwarzbrot gebacken und die Bevölkerung mit frischen Backwaren versorgt.
Doch die Wirren der Weltwirtschaftskrise machen dem Unternehmen arg zu schaffen.

Der zweitälteste Sohn Ludwig (gelernter Bäckermeister), versieht. seinen Dienst bei der Schutzpolizei in Berlin.

1927 heiratet Ludwig seine Frau Sophie, geb. Reiners, gemeinsam übernehmen sie den elterlichen Betrieb und führen ihn weiter.

Die Kinder Elsbeth (1930), Werner (1932), Agnes (1934) und Ingrid (1941) werden geboren.

Der Betrieb hat unter den Auswirkungen des Krieges zu leiden und nur unter größter Anstrengung gelingt es der Familie den Betrieb fortzuführen. Ludwig Jürgens wird nicht an die Front berufen. Die Bäckerei ist allerdings für die Versorgung der notleidenden Bevölkerung zuständig.

Lieferungen mit Brot an die Wehrmacht, die Polizei in Oldenburg und das Arbeitslager in Benthullen halten das Geschäft aufrecht.

Nach den Wirren des Krieges werden mit Mühe die Kriegsschäden beseitig und die Bäckerei laufend erweitert. Die Familie unterstützte „Lui“ und Sophie im Familienbetrieb – es ging wieder bergauf.

Zahlreiche Auszubildende werden ausgebildet, Gesellen und Meister aus dem Oldenburger Land schätzen die Traditionsbäckerei für ihren beruflichen Werdegang.

Die dritte Generation

Werner Jürgens erlernt im elterlichen Betrieb das Bäckerhandwerk und volontiert in Remscheid als Konditor. 1957 heiratet Werner seine Margarete, geb. Kirsch.

1958 wird ihr Sohn Harald und 1961 die Tochter Inga geboren.

Von 1961 bis 1986 führt der Bäckermeister Werner Jürgens gemeinsam mit seiner Ehefrau das Geschäft weiter. Die ersten Jahre waren sicherlich nicht einfach, aber man profitiert vom Aufschwung der Nachkriegsjahre und investiert in den Betrieb.

1969 findet der erste größere Umbau statt. Der alte Steinbackofen wird durch einen Etagenofen ersetzt. In einem Neubau entsteht ein moderner Bäckerei- und Lebensmittelladen.

Feine Backwaren erobern neben dem traditionellen Schwarzbrot die Kuchentheke.

Durch einen folgenschweren Autofall sind die Eheleute Jürgens 1987 gezwungen den Betrieb an ihren Sohn Harald abzugeben.